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Baby 2.0

Worum es hier geht?

(Ton einschalten nicht vergessen)

Hui, was für ein Abenteuer! Eins gleich vorweg: Die Geburt von Baby Nr. 2 war gaaanz anders als die Geburt von Laura. Das ist auch der Grund dafür, dass dieser Text erst etwas später kommt als geplant. Aber der Reihe nach.

Der ausgerechnete Termin war der 20.5. Dieser war nun schon seit 3 Tagen überschritten. Es ist Dienstag. Tja, wäre Baby Nr. 2 so wie Laura zu früh gekommen, dann hätte es mein Geburtstag werden können. Nun, es wurde weder mein Geburtstag, noch eine Punktlandung. Also fahren wir doch mal ins Krankenhaus und checken die Lage. Sabrina wurde untersucht, es ist alles in Ordnung und der nächste Kontrolltermin wird für 3 Tage später festgelegt. Wann können wir denn nun endlich die Wohnung von all den Wehenfördernden Hausmittelchen befreien…?

Generell ist die Schwangerschaft ja eigentlich gut verlaufen, aber inzwischen werden wir ungeduldig, wünschen uns, dass es bald losgeht und müssen ja diesmal auch die Logistik berücksichtigen, denn irgendjemand muss sich ja auch um die inzwischen 2-jährige Laura kümmern, wenn es losgeht.

Es ist Mittwoch der 24.5. Abends bekommt Sabrina tatsächlich die ersten “richtigen” Wehen. Alles ist noch ganz entspannt. Es ist wohl ein merkliches, aber nicht übermäßig schmerzhaftes Ziehen. Ok, zur Kenntnis genommen, aber es gibt aktuell keinen Grund für weitere Schritte. Also gehen wir vielleicht ein bisschen aufgeregter als sonst abends ins Bett. Wird es so wie bei Laura, dass eine Stunde nach dem Einschlafen die Fruchtblase platzt? Heute hatte ich noch ein paar wichtige Termine die ich nun als erledigt verbuchen kann und morgen ist Vatertag. Passt!

Am nächsten Morgen (Donnerstag) geht es weiter mit Wehen. Wir machen uns schon mal vorsorglich fertig. Laura war nach ca. 3 Stunden da. Somit müssen wir immer damit rechnen, dass es plötzlich schnell gehen muss. Das bestätigt uns auch jeder in unserem Umfeld – Das 2. Kind kommt immer schneller – isso!

Der Nachmittag kommt und die Stimmung ist… interessant. So eine Mischung aus cool bleiben, aufgeregt sein und „was wollten wir nicht vergessen, wenn es losgeht?“-Attitüde. Sabrina, Laura und ich wollen noch mal die Akkus auftanken und machen gemeinsam Mittagsschlaf bis, ja bis (Achtung: hier eine seltene Parallele zu Lauras Geburt) Sabrina mich mit den berühmten Worten „Es geht los!“ weckt! Diesmal war es aber eher ein „wir könnten ja eigentlich mal so langsam das Krankenhaus ansteuern. Mit anderen Worten: Die Wehen kommen in kürzeren Abständen, aber es nicht noch nicht mega-akut, zumal die Fruchtblase ja auch noch nicht geplatzt ist. Na, dann mal los!

 

kreisssaal

Als wir vorgestern im St. Joseph Krankenhaus in Tempelhof waren, war es recht hektisch, alle Kreissäle waren voll und wir haben uns nur gedacht: Wie gut, dass es jetzt nicht gerade losgeht. Heute dagegen schien alles recht entspannt zu sein. Eckdaten wie Wehenabstand <= 5 Minuten und 5 Tage überfällig, etwas später ergänzt mit: „ja, es ist unser 2. Kind“ führten dazu, dass wir gegen 15.30h unmittelbar nach unserer Ankunft in den Kreissaal 1 geführt wurden. Sabrina wurde natürlich gleich ans CTG angeschlossen damit Herztöne und Wehen überwacht werden können. Die Babyherztöne sind gut und die Linie für die Wehen schlägt aus wie zu diesem Zeitpunkt erwartet. Gut, somit haben wir wohl alles richtig gemacht. Wir waren nicht zu früh und wurden somit auch nicht wieder nach Hause geschickt und auch nicht zu spät, denn die Fruchtblase war ja auch immernoch ganz.

Hebamme Katja Carter hat sich uns vorgestellt. Das „Du“ hat sie uns nicht angeboten wie die Hebamme bei Laura in der Westend Klinik, aber es stellte sich raus, dass sie zu den Guten gehörte. Sie hat sich super um uns gekümmert, erklärt, gemacht und getan. Sehr gut für uns war auch, dass ihre Schicht gerade erst begonnen hatte. Somit standen die Chancen gut, dass wir durchgehend die gleiche Hebamme hätten und nicht wegen Schichtwechsels wechseln müssen. Dies hat sich dann glücklicherweise auch bestätigt.

Der Boden im Kreissaal war noch feucht. Erst kurz zuvor hat hier wohl eine Frau entbunden und der Kreißsaal wurde gerade wieder hergerichtet. Als wir zum 1. Mal unter uns waren, habe ich erst mal das Radio angemacht. Wir sind im Erdgeschoss und unweit vor unserem Fenster gibt es einen kleinen Spielplatz. Das war auch gut so. Später kam es immer wieder vor, dass man die Schreie aus dem Nebenkreißsaal gehört hat. Sabrina hat es zum Glück nicht gemerkt, da es in dem Kindergeschrei von draußen untergegangen ist.

Die Wehen wurden dann nach und nach intensiver. Eine Geburt ist schon etwas sehr Spezielles und ich werde gewisse Details hier mit Absicht weglassen. Entweder habt Ihr das selbst schon mal mitgemacht oder Ihr müsst es einmal selber erleben um zu wissen was ich meine.

Um 21:33, immernoch am 25.5., war es dann soweit. Irgendwann ging es dann eigentlich doch ganz schnell und plötzlich war neben der Stimme der Hebamme, der Stimme des Assitenz-Arztes, Sabrina’s Stimme und meiner Stimme noch eine weitere Stimme zu hören. Geschafft! Sie ist da! Nur soviel: Sie ist quasi kopfüber ins Leben gepurzelt – direkt in die Hände der Hebamme und ist dann sofort zu Sabrina gekommen. Schön, erschöpft, glücklich, Hormone, erledigt, feuchte Augen, alles jut!

Natürlich lasse ich es mir auch diesmal wieder nicht nehmen die Nabelschnur zu durchtrennen. Endlich kann ich auch mal einen wichtigen aktiven Part übernehmen.;)

Es gab viele kleine Schreie von unserer Tochter gefolgt von einem kleinen Husten. Die Hebamme schlug vor, dass sich der Kinderarzt das mal unverbindlich ansehen sollte. Dieser kam und nahm uns unsere Tochter weg. Die Hebamme kümmert sich weiter um Sabrina und erklärte uns die Plazenta. Ein visuell nicht besonders ansprechendes Element biologischer Faszination!

Nach viel zu langen (ca. 15) Minuten kam der Kinderarzt allein wieder in den Kreißsaal. Ich kann gar nicht mehr genau wiedergeben was er sagte, aber es ging um Lunge, Infektionen, eventuell zu schnelle Geburt und darum, dass unsere Tochter zunächst auf die Intensiv Station kommen würde. Puh! Das hat gesessen! Ok, Sabrina bleibt im Kreißsaal und wird hier weiter versorgt. Kurz nach dem Monolog des Kinderarztes war er kurz weg und kam mit einer Schwester und unserer Tochter in einem Brutkasten wieder. Ich bin direkt mitgegangen in die Intensiv Station damit einer von uns bei ihr bleiben konnte.

Was war mit:

-        „Herzlichen Glückwunsch“

-        „Wie soll Ihre Tochter denn heißen?“

-        Dem rosa Bäntzel für’s Handgelenk?

-        Der Willkommenskarte auf der im Rahmen der Erstuntersuchung Name, Größe, Gewicht, Kopfumfang vermerkt wurden? Bei Laura wurden dort sogar Hand- und Fußabdrücke mit darauf festgehalten!

Ihr könnt doch nicht einfach mit unserer Tochter weggehen? Da fehlen doch noch so viele Programmpunkte auf die wir uns so gefreut hatten. Was passiert denn hier gerade?

Am liebsten hätte ich mich zerteilt um gleichzeitig bei Sabrina und dem Baby bleiben zu können. Im nächsten Moment fand ich mich schon im Zimmer 2 der auf kurzem Weg zu erreichenden Intensivstation wieder. 2 Schwestern versorgten unser Baby, haben eine Atemmaske angelegt und diverse Kabel angeschlossen. Ein Zugang wurde auf dem Handrücken der rechten Hand gelegt und ein Messdings mit rotem Leuchtsensor kam an die linke Hand und hat aus unserem Baby einen kleinen E.T. gemacht. Nach Nach-Hause-telefonieren war mir aber gerade so gar nicht zu mute bei den Bildern die ich vor mir hatte. Ich wurde zunächst komplett ignoriert. Irgendwann gingen die Schwestern raus. Wir wechselten noch 2-3 schnelle Sätze und das war es erst mal. Und nun? Mir war klar, dass sie oder jemand anders bald wieder kommen würden, aber nun stand ich da erst mal und musste mir dieses neue Leben in einer Box angucken.

Als nächstes kam dann eine, im Vergleich zu den anderen Schwestern, ältere Schwester. Sie hat sich nun tatsächlich mal nach dem Familiennamen erkundigt und dann nach einem kurzen zögern auch mal nach dem Vornamen. Selbständig habe ich dann auch noch nach einer weitern kurzen Pause den 2. Vornamen angesagt, damit sie auch diesen lieblos mit ihrem Billigkugelschreiber auf die Karte schreiben konnte die dann an den Brutkasten geklebt wurde.

Ich hatte seinerzeit Laura Marie für unsere “Große” vorgeschlagen. Diesmal kam der Vorschlag von Sabrina und es war wieder schön zu erleben wie wir uns vor ein paar Wochen problemlos festlegen konnten, da uns die Namen gleichermaßen gut gefallen haben! Da lag sie nun also vor mir. Unsere Lina Sophie!

An diesem Abend war ich zu sehr damit beschäftigt das Erlebte zu verdauen und mir Sorgen um Sabrina zu machen und somit gibt es tatsächlich leider keine wirklichen Lina Fotos vom Tag der Geburt.

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Nach über einer Stunde war Sabrina immernoch nicht da und ich habe nachfragen lassen. Kurz darauf wurde sie dann mit ihrem Bett ins Zimmer geschoben. Ich durfte durch die Löcher im Brutkasten greifen und zum 1. Mal meine Tochter berühren. Sabrina konnte sie dann zum Stillen auch raus nehmen, was mit Lina’s Maske aber gar nicht so einfach war. In den nächsten Stunden haben wir erfahren, dass Lina nur einfach beatmet wurde. Es gab keine Schläuche die in die Nase führten und keinen Sauerstoff, sondern nur einfache Luft. Das war schon mal ein gutes Zeichen. Tatsächlich hatte ich gleich nach der Geburt noch im Kreißsaal eine leicht bläuliche Verfärbung der Haut gesehen und somit waren gewisse Maßnahmen schon gut und richtig, dennoch war es unerträglich zu sehen was Lina da schlimmes in ihren ersten Lebensmomenten widerfährt.

Um 4h morgens mußte ich meine beiden tapferen Mädels leider allein lassen, da Laura nun zu Hause bald aufwachen  und wir nicht wollten, dass keiner von uns da ist, wenn es soweit ist. Als Laura dann, inzwischen am Freitag Morgen, mit Oma und Opa am frühstücken war, bin ich schnell wieder ins Krankenhaus gefahren. Was für ein Tag. Das Chaos vom Vortag setzte sich fort. In diesem Zimmer gab es 4 Stationen für 4 kleine Patienten. Permanent piepten die Warntöne der ganzen Maschinen an die die Babies angeschlossen waren und weinende Mütter waren genauso im Raum wie hektische Schwestern und manchmal auch Ärzte die aber Informationen ausgegeben haben wie ein Eskimo Langnese. Es war echt mühsam. Zu mühsam es hier niederzuschreiben und es gehört auch gar nicht alles hier hin. Am Freitag Mittag wurde die Beatmungsmaske endlich wieder abgenommen. Nun machte den Ärzten noch die Hautfarbe sorgen. Sie war nicht blau, nicht blass – sie war… normal! Also für Erwachsenenverhältnisse. Ein Säugling muss aber nun mal richtig schön rosa sein und Lina war eben nicht rosa genug. Wir hangelten uns von Schicht zu Schicht und jeder Arzt hatte eine eigene Auffassung. Es ging von Ihr-Baby-braucht-eine-Antibiotika-Behandlung bis zu ist-doch-alles-ok.

Nach vielen langen Stunden, wenig Schlaf, viel Ungewissheit, war dann am Sonntag Morgen die Angaben 1, 103a die besten Neuigkeiten seit langem! Lina konnte endlich zu Sabrina auf’s Zimmer 103a auf Station 1.

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Nun konnten wir endlich auch Laura mal mitnehmen. Wir wollten nicht, dass sie Lina total verkabelt sieht beim 1. Mal. Vorher hatte ich noch gedacht, dass Laura bestimmt eher schüchtern reagiert. Besonders in dieser fremden Umgebung, aber seht selbst (Ton einschalten):

 

Was für eine Erleichterung! Laura war und ist total lieb zu Lina und das freut uns natürlich sehr!

Am nächsten Tag stand die nächste Untersuchung an. Die U2. Die U1 ist wegen der Verlegung auf die Intensivstation schon nicht richtig gelaufen und somit haben wir als Anfangsgewicht 3630g. Dabei waren sich die Schwestern aber nicht ganz einig wieviel Gramm man für die Atemmaske abziehen sollte. Für die Länge hatten wir Angaben zwischen 50-54cm. Zum Glück ist dann wenigstens die U2 generell gut verlaufen und somit konnten wir nun endlich nach Hause! Yeah! Unsere Haustür ist bereit:

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Zuhause war nun endlich wieder die Welt in Ordnung. Wir haben schon noch etwas Zeit gebraucht um anzukommen, uns zu organisieren und einfach um diese ganzen Krankenhausbilder zu verarbeiten, aber inzwischen geht es uns sehr gut mit unserem neuen Familienmitglied.

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Ein bisschen “richtig” fotografieren musste ich natürlich auch schon:

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Ich denke, dass Ihr nun verstehen könnt warum wir etwas Zeit brauchten bevor wir wirklich alle über die Geburt unserer Tochter informieren konnten. Hätten wir alle informiert als Lina noch auf der Intensiv Station lag, hätten wir zusätzlich zu all dem was ich oben beschrieben habe auch noch viele Fragen gestellt bekommen zu denen wir selbst keine Antworten gehabt hätten.

Bereits für Laura habe ich seinerzeit einen ausführlichen “Bericht” geschrieben. Nun mache ich mir natürlich Sorgen darüber wie das wohl wird, wenn Laura und Lina diese Sachen in vielen Jahren vielleicht einmal selbst lesen werden. Nun, Tatsache ist, dass die Abläufe und Umstände komplett unterschiedlich waren. Nichtsdestotrotz hat das aber natürlich nichts mit unseren Empfindungen für die Beiden zu tun. Hatte ich schon erwähnt wie sehr ich mich in Lina’s kleine Grübchen verliebt habe?

Wie bei Laura auch möchte ich das Ganze hier noch mit ein paar schönen Schwangerschafts-Fotos von Sabrina schliessen:

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