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Hurricane Sandy – erlebt vom schlimmsten Standort

Even though I wanted to keep this blog in German, I decided to write a paragraph in English. Due to those very unique circumstances I guess it’s only fair. The last 4 or 5 days have been very intense and it’s still not over. I am in the happy position that I was able to relocate from Hoboken to Queens and now I have power, water and even Wifi again. I’m sending out a big thank you to all of you that kept me posted on updates that I wasn’t able to get myself due to the lack of power. Many of you have been very concerned and supportive and I greatly appreciate all your efforts, comments, posts, messages, etc. Even though I have no idea how, but if you are reading this and you are still without power or need any kind of supplies or any help that can be provided remotely, let me know. I know that some of my friends are still struggling from the impact of the storm and I wish I could do more for them after experiencing it first hand for the past couple of days. Hang in there and good luck! Below is video footage and pictures from the storm so even though the written portion is in German, feel free to view the materials.

Vor Ort ist alles ganz anders! Bereits bevor Sandy hier war hat jeder darueber gesprochen. Manche haben das Ganze sehr ernst genommen, Andere (so wie ich) eher belaechelt. Im letzten Jahr habe ich bereits Hurricane Irene erlebt. Es gab Schaeden, Stromausfaelle und sogar das U-Bahn System der MTA (Metropolitan Transportation Authority) hat den Dienst vorruebergehend eingestellt und das soll eigentlich schon etwas heissen. Ganz kurz bevor der Betrieb letztes Jahr eingestellt wurde, war ich selbst noch unterwegs und habe dieses Foto gemacht:

Im letzten Jahr war ich nicht betroffen. Zu der Zeit habe ich noch in Brooklyn gewohnt. Ich hatte durchgehend Strom und Wasser und somit kam mir das alles gar nicht so schlimm vor. Diesmal sollte alles anders kommen.

Ich mache mich nicht vorher verrueckt. Ich treffe Entscheidungen, wenn es soweit ist oder es zumindest greifbare Anhaltspunkte gibt fuer die Notwendigkeit von Vorbereitungen. Nein, ich habe vorher keine Kerzen, Akkus oder Wasser gekauft.

Am vergangenen Sonntag hat die MTA ab 19.00h den Service der oeffentlichen Verkehrsmittel eingestellt. Am Montag dominierte das Thema Sandy alles. Ich war inzwischen in Hoboken, nicht ahnend, dass diese Gegend mit am schlimmsten getroffen wird. Hoboken liegt in New Jersey. So wie die New Yorker Stadtteile Brooklyn und Queens oestlich von Manhattan auf der anderen Seite des East Rivers liegen, liegt Hoboken auf der westlichen Seite, auf der anderen Seite des Hudson Rivers. Nachdem was ich heute weiss, ist Hoboken dank der umfangreichen Berichterstattung wohl nun auch im deutschspachigen Raum recht bekannt. Bereits morgens stieg das Wasser. Viele Leute waren auf den Strassen. Sie waren genauso neugierig wie ich. Ich habe das folgende Video gemacht. Es ist mein allererstes Video. Ich bin eigentlich kein Freund davon Videos zu machen, aber denke, dass mit dem Wind die Stimmung besser transportiert wird.

Wir wussten, dass der schlimmste Teil des Hurricanes gegen 21h ortszeit ueber uns hinweg fegen wuerde. Der Nachmittag war noch relativ normal. Ja, es war windig und diverse Geschaefte waren inzwischen geschlossen, aber man konnte sich noch gut draussen aufhalten.

Der Abend kam und es dauerte nicht lange bis der Strom weg war. Ein Kontrollblick nach draussen liess uns wissen, dass es uns wohl mit als erste getroffen hat, da bei den benachbarten Haeusern noch Licht brannte.

Wir waren zu dritt und die Stimmung war den Umstaenden entsprechend gut. Es war dunkel und ruhig. Wir haben den Kamin angemacht und Onkel Norbert hat uns unheimliche Geschichten aus dem Dschungel erzaehlt (Sorry, Insider ;o) )

Es dauerte nicht mehr lange und auch die Nachbarhaeuser waren dunkel. Der Wind fegte auch weiterhin durch die Strassen. Vorher habe ich aber noch das folgende Video gemacht. Als wir die Fenster abgeklebt haben (bzw. die Weihnachtsdeko angebracht haben…), fand ich das noch etwas uebertrieben. Als wir dann am naechsten Tag die Badewanne mit Wasser gefuellt haben, fand ich das schon vernuenftig und bin froh, dass irgendwann dann “nur” das heiss Wasser ausgefallen ist, nicht aber die generelle Wasserversorgung.

Als es dann erst mal richtig dunkel war, sah dass dann eine Strasse weiter so aus:

Natuerlich hatten wir alle Warnungen gehoert, aber wenn man da so sitzt und zwischen den Haeusern durch nur ein kleines Stueck von Manhattan sehen kann und das dunkel ist, dann will man einfach wissen was da drueben los ist. Also sind wir raus gegangen und mussten feststellend, dass halb Manhattan im dunkeln liegt.

Als ich am naechsten morgen aufgewacht bin und mein Handy ganz kurz angemacht habe (ich musste ja den Akku schonen so gut es ging) waren die ersten Worte die meine noch muede Netzhaut trafen: “In Queens brennt es. In Manhattan sind Transformatoren explodiert und in Hoboken die Path Station ueberflutet. Ja, dann kann der Tag ja losgehen.

Also, nun erst mal ein kaltes Fruehstueck und dann mal sehen was draussen so los ist…

Der Tag verging ohne, dass wir wieder Strom hatten. Da wir auch so gut wie keinen Zugang zu Nachrichten hatten, wussten wir auch nicht, dass Hoboken eine der Gegenden war die es am schlimmsten getroffen hatte und es noch mindestens 6 weitere Tage dauern wird bis es wieder Strom gibt. Fuer den Path Train der den Link zwischen Manhattan und New Jersey herstellt sieht es sogar noch schlechter aus.

Abends haben wir dann wieder den Kamin angemacht und es gab Wuerstchen und Brot.

An einem der Stromlosen Abende als der Strom gerade wieder kam guckten wir zeitgleich aus dem Fenster. Es hat leider nicht lange angedauert, aber es ist schon ein sehr merkwuerdiges Erlebnis, wenn man sieht wie absolut Zeitgleich der Strom bei mindestens 4 grossen Wohnbloecken an und wieder ausgeht.

Der folgende Tag war Mittwoch. Wir haben beschlossen mit dem Auto zu mir nach Queens zu fahren. Nachdem wir bereits am Vortag viele ueberflutete Strassen gesehen hatten, waren wir doch ein bisschen pessimistisch, aber die Hoffnung auf Strom und eine heisse Dusche hat uns den noetigen Antrieb gegeben. In der Garage hiess es dann nur, dass wenn man einmal rausfaehrt es sehr schwer wird anschliessend wieder rein zu kommen. Hmmm… das geht ja schon gut los. Der Tank war nicht mehr sooo besonders voll. Ich glaube, wir waren bei ca. 3 oder 4 Tankstellen, aber alle waren zu oder abgesperrt. Heute wissen wir, dass der Spritt knapp ist und in erster Linie den offiziellen Einsatzfahrzeugen vorbehalten wird. Die Fahrt durch den Lincoln Tunnel war besser als gedacht. Wir steuern eine Tankstelle an. Es ist voll, aber zumindest ist sie geoeffnet und verkauft Spritt. Wir waeren der uebernaechste Wagen gewesen als wir mit ansehen mussten wie ploetzlich alle Tanksaeulen streikten. Warum? Nun, das Benzin war ganz einfach ausverkauft. Bei den naechsten 2 Tankstellen gab es auch keinen Spritt mehr.

Wir haben beschlossen nach Queens zu fahren und erst da wieder nach Tankstellen ausschau zu halten. Auf dem Weg dort hin sind wir auf Hoehe der 57th Street noch an einem Hochhaus vorbei gefahren welchen noch nicht fertig gestellt wurde. Auf der obersten Etage gab es noch einen Kran den Sandy mit Leichtigkeit umgeknickt hat.


Auf dem Weg durch Manhattan mussten wir viele Umwege in Kauf nehmen. Oft waren Strassen gesperrt oder einfach nur von zaehfluessigen Verkehr verstopft. Grundsaetlich ist das ja nichts Ungewoehnliches, aber dann weiss man es eben, weil man ja in der Rush Hour faehrt oder es gibt ausgeschilderte Umleitungen. Heute war das nicht der Fall und viele Leute wussten nicht ob oder wie es weitergehen wuerde.

In Queens angekommen trifft uns fast der Schlag. Eben waren wir noch in der Wohnung ohne Strom und ohne heiss Wasser, haben ueberflutete Strassen und entwurzelte Baeume gesehen und konnten nicht tanken. Und nun? Sind wir in Queens und alles ist so als waere nichts passiert! Wir fahren an eine leere Tankstelle und tanken als waere es das Normalste auf der Welt. Warum? Weil es das Normalste auf der Welt ist! Ueberall sind die Lichter an und die Geschaefte geoeffnet.

Abends war es schoen festzustellen, dass nicht mehr alles dunkel ist, wenn man aus dem Fenster guckt. Die vergangenen Tage waren eine interessante Erfahrung. Selbst wenn man sich dazu enschliesst die verbleibende MacBook Power zu opfern um etwas Musik zu hoeren ist es erschreckend zu sehen, dass man nach nur 2 Tagen der Ruhe, Musik schon fast als laermend empfinden kann.

Hier der aktuelle Stand aus Hoboken, heute, 3 Tage nach dem Sturm: PSE&G is on site and working very hard to restore power, now that most of the flooding has receded and they can get to the substations. A pump was brought in to partially remove flood waters from one of the substations. Residents are asked to shut off appliances and lights to avoid a surge when power is restored. The tap water is safe to drink. A food truck capable of serving hundreds of meals will be at the Capital One Bank parking lot (3rd and Washington) serving free meals to the public this afternoon. The Fire Department pumped out the loading dock for the A&P supermarket, which is expecting a delivery and hoping to open today.

Water tankers are available at 1st & Washington and 315 Hudson St (bring your own container). Volunteers are needed at City Hall and can report to the lobby. They are helping with various tasks, including going door to door in senior buildings, delivering food and water, and assisting with filling prescriptions.

Donations needed: non perishable food, blankets, coats. No perishables. Donations can be delivered to City Hall or the High School (8th and Clinton). A Duracell charging and wifi station and a PSE&G comfort station will be in Hoboken today. Phone charging stations are also available at Observer & Washington, along 11th Street between Park and Garden, Garden Street between 11th and 12th, Hudson St between 4th and 11th, and other areas where residents are making power available to neighbors. Shelter locations are: Wallace School (11th & Willow), Sts Peter & Paul (4th & Hudson), St Matthews (8th & Washington). Avoid using your vehicles. There is a statewide gas shortage.

Die New Yorker U-Bahn hat den Dienst teilweise und nur oberhalb der 34st Street wieder aufgenommen. Ich hoffe, das bis Ende naechster Woche Hurricane Sandy fuer alle Betroffenen in New York, New Jersey und all den anderen Orte wie z.B. Atlantic City von einem akuten Ausnahmezustand zu einer Erinnerung und Erfahrung wird aus der ich zumindest lerne, dass ich bei der naechsten Hurricane Warnung vielleicht doch mal meinen Kerzenstand ueberpruefe und ein bisschen Bargeld habe, da ATMs nun mal einfach nicht funktionieren ohne Strom…

Zum Abschluss meines wohl bisher laengsten Blog Posts noch ein paar Eindruecke in, wie sollte es bei mir auch anders sein, Fotoform. Das letzte Foto zeigt den Ausdruck derer die es gut ueberstanden haben. Naja, fast zumindest…

Tom - November 1, 2012 - 4:08 PM

Great job Sven.

Thomas Rensinghoff - November 1, 2012 - 4:50 PM

very interessting to see a private / personal point of view (in that quality) in times of breaking news reporting objective facts on and on. Really a good job!

Carina - November 3, 2012 - 7:52 AM

Es ist schon krass zu sehen, dass es doch so gegensätzlich sein kann….schön, daß es Euch gut geht und alles bald wieder “back to normal” ist! Bei so etwas merkt man erstmal, wie abhängig wir doch alle von Strom, Wasser und Nachrichten sind….

LG
Carina

Manhattan im dunkeln » Lichtvagabund - November 5, 2012 - 9:45 PM

[...] Hurricane Sandy auf New York und New Jersey getroffen. Ich hatte ja bereits sehr ausfuehrlich mit Video- und Fotomaterial gepostet wie wir den Abend an dem Sandy voll auf uns draufgehalten hat erlebt haben und wie es war [...]

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